Eine Gruppe von sechs Männern steht an zwei runden Tischen und beteiligt sich an einer Podiumsdiskussion. Sie tragen formelle Kleidung und wirken konzentriert.
Diskussionsrunde von links: Florian Häßner, Andreas Hauf, Tobias Götz, Fritz Stockinger, Dirk Bollwerk und Norbert Hain (Quelle: DDH)

Markt 2024-08-28T10:21:46.815Z Quo vadis Dachdeckerhandwerk?

Kassel: Baukrise, Solar und Nachwuchsmangel — eine Podiumsdiskussion beim hessischen Verbandstag machte deutlich: Trotz guter Aufträge werden die Herausforderungen für Dachdecker mehr. Ein eindrücklicher Vortrag zeigte, wie Unternehmer bereits mit kleinen Mitteln im Ausland Großes bewirken können.

Ganz nach Nordhessen ging es für die Dachdecker Ende August. In der documenta-Stadt Kassel fand der 76. hessische Landesverbandstag statt. Das schöne, weitläufige Areal der Orangerie bot ein prächtiges Ambiente für den Freitagmorgen. Landesinnungsmeister Stefan Schöffmann begrüßte die rund einhundert Gäste der Fachtagung, unter anderem ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, den Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawczyk (Baden-Württemberg) und Geschäftsführer Danny Schröder (LIV Thüringen/Sachsen-Anhalt). Parallel fertigten 40 weitere Gäste Blumengestecke auf Schiefer.

„Die Baugenehmigungen gehen immer weiter zurück, die Bundesregierung ist nicht in der Lage, Auswege aufzuzeigen. Werden wir aufgrund der vielen Solarteure bald überflüssig?“, fragte Schöffmann in seinem Statement. Zudem kritisierte er die Ergebnisse der aktuellen Bertelsmann Studie. „Unsere Branche ist mehr als qualifiziert, die Goldgräberstimmung der Solarteure ist vorbei. Dennoch müssen wir im Bereich Solar endlich die Zurückhaltung ablegen“, forderte Schöffmann.

PV hat noch großes Potenzial

Ein Mann in einem Anzug hält in einem Raum ein Mikrofon und spricht in es hinein.
Felix Fink gab Einblicke in aktuelle Zahlen des Dachdeckerhandwerks und der Bauwirtschaft. (Quelle: DDH)

Wo das Dachmobil im hessischen Dachdeckerhandwerk überall vor Ort war, das stellten Ausbilder Leon Hain und Florian Häßner, Vorsitzender des Berufsbildungswerk des Hessischen Dachdeckerhandwerks vor. „Wenn Azubis bei den Aktionen dabei sind, wirkt das immer besonders authentisch“, betonte Hain.

Was ein Internationaler Meister macht, erläuterte Kassels Obermeister Joachim Schaumlöffel nach der Pause anschaulich und humorvoll. Den Titel hatte er sich für seinen Auslandsaufenthalt in Ruanda erworben. Beim Internationalen Meister geht es um eine Entwicklungszusammenarbeit — Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir gehen vorwiegend in Drittländer, im Fokus steht die Wissensvermittlung und die Ausbildung", so der Dachdeckermeister. Dank seines Engagements gibt es zum Beispiel bereits einige Dachbegrünungen in Ruanda. Aufmerksam staunten die Zuhörer, wie Schaumlöffel von improvisierten Dachdeckerarbeiten berichtete und zeigte, wie trotz oder gerade wegen Materialmangels große Handwerkskunst entstehen kann. Weitere Infos zum Gründach-Projekt von Joachim Schaumlöffel in DDH 14.2022.

Menschen versammeln sich vor einem historischen Gebäude für eine Veranstaltung bei sonnigem Wetter.
Das schöne Ambiente der Kasseler Orangerie nutzten die Veranstalter für den 76. Landesverbandstag Hessen. (Quelle: DDH)

Demut auch in stabilen Zeiten

Angesichts der aktuellen Neubaukrise präsentierte Felix Fink, Diplom-Ökonom und Bereichsleiter Wirtschaft und Unternehmensführung beim ZVDH, aktuelle Zahlen zur Lage der Bauwirtschaft.

Eine Gruppe von Menschen, darunter ein Mann in traditioneller Tracht, spaziert entlang eines Flussufers auf einem gepflasterten Weg.
Morgenspaziergang. An der Fulda entlang gingen die Dachdeckerinnen und Dachdecker mit Obermeister Schaumlöffel an der Spitze zur Kasseler Orangerie. (Quelle: DDH)

KI stärker im Dachdecker-Alltag nutzen

Stabile Lage, aber Probleme mit Solarteuren und die Nachwuchssorgen – gespannt erwarteten die Teilnehmer:innen die Schwerpunkte der Podiumsdiskussion. Moderiert von Florian Häßner und Norbert Hain sprachen Dirk Bollwerk (ZVDH), Tobias Götz (Prefa), Fritz Stockinger (Alwitra) und Andreas Hauf (DEG) über die aktuelle Lage im Dachdeckerhandwerk. Richtig kontrovers wurde es nicht, einig waren sich alle in mehreren Punkten: Der Bereich Solar hat immer noch Potenzial, KI können Dachdecker stärker nutzen.

Abends feierten rund 200 Dachdeckerinnen und Dachdecker den Festabend in der Kasseler Brüderkirche zu dem zusätzlich Geschäftsführer Dr. Frank Biermann (LIV Niedersachsen-Bremen) als Ehrengast begrüßt werden konnte. Der Samstag stand ganz im Zeichen von 125 Jahre Dachdecker-Innung Kassel. Zu Fuß ging es zunächst zur Nordhessen Arena, wo das Thema Solar ebenfalls eine Rolle spielt. Nach umfangreichen Umbau- und Modernisierungsarbeiten soll aus der alten Eissporthalle eine moderne, nachhaltige Multifunktionsarena entstehen, dazu trägt unter anderem auch eine PV-Anlage bei. Die Orangerie bot dann Abends noch einmal den passenden Rahmen für die 125-Jahr Feier der Dachdecker-Innung Kassel, die einen gelungenen Verbandstag veranstaltet hatte.

Den kompletten Beitrag lesen Sie in DDH 10.2024

zuletzt editiert am 19. September 2024