Eine leistungsstarke Entwässerung durch die Attika, so die Herausforderung für ein Besucherzentrum, die vom Architekten geplant und vom Dachdecker umgesetzt wurde. Wir beschreiben den Einbau der Attikagullys.
Auch wenn die Berliner Mauer, die Ost- und Westdeutschland teilte, seit 1989 verschwunden ist, soll sie in den Köpfen der Menschen als Mahnmal in Erinnerung bleiben. Diese Aufgabe erfüllt das Open-Air-Gedenk-Ensemble entlang der Bernauer Straße. Bis zum 13. August 2011, dem 50. Jahrestag des Mauerbaus, soll dort auf einer 4,4 Hektar großen Fläche eine Gedenklandschaft entstehen.
Neuester Baustein dieses Projektes ist das Besucherzentrum an der Bernauer Straße, das als erster Anlaufpunkt all derer dienen wird, die auf den Spuren der deutsch-deutschen Geschichte wandeln wollen. Der Gebäudeentwurf aus zwei zueinander verdrehten Kuben bezieht sich städteräumlich auf den Verlauf der ehemaligen Berliner Mauer, die genau an dieser Stelle einen Knick aufwies. Mit dieser Gestaltungsidee gewannen die Architekten den ersten Preis bei einem vom Senat der Stadt Berlin ausgeschriebenen Wettbewerb. Durch die Verdrehung der Baukörper ergibt sich ein überdachter Eingangsbereich mit einer ständig zugänglichen Außeninformation.
Flachdach macht sich unsichtbar
Um die kubischen Baukörper zu unterstreichen, arbeitete das Planungsbüro mit dem dezenten Gestaltungsmittel des Flachdachs. Auf Grund der besonderen Anordnung der Baukörperelemente entstanden drei zu entwässernde Dachflächen: im Obergeschoss eine quadratische Dachfläche mit circa 375 Quadratmeter und im Erdgeschoss ein kleineres Dreieck mit etwa 35 Quadratmeter sowie ein größeres Dreieck mit rund fünfzig Quadratmeter.
Die pure Innenraumgestaltung mit Sichtbeton schloss eine Leitungsführung im Innenbereich aus. Hinzu kamen die hohen energetischen Ansprüche, die im Rahmen der neuen EnEV zu erfüllen waren. Die Planung sah vor, die Gullys nicht in die Betondecke einzulassen. Man wollte in der Dämmebene bleiben und nicht in den Rohbau eingreifen. Dies hat energetisch große Vorteile, da es keine Bauwerksdurchdringungen und somit keine Taupunktprobleme gibt.
Alles durch die Attika
Der Einsatz eines Turbo-Attikagullys löste gleich mehrere Probleme: Aufgrund seiner geringen Bauhöhe ließ sich der rechteckige Edelstahlgully komplett in der Wärmedämmung versenken. Hinzu kam seine hohe Entwässerungsleistung, wodurch sich die Anzahl der Durchdringungen in der Attika reduzieren ließ. Dank seiner Entwässerungsleistung, die bis zu zehnfach über der normaler Attika-Gullys liegt, reichte der Einsatz von nur zwölf Turbo-Attikagullys aus, um den gesamten Gebäudekomplex zu entwässern. Im Sinne der Aufgabenteilung übernehmen jetzt sechs Attikagullys die Hauptentwässerung und weitere sechs, aufgerüstet mit Anstauelementen, wachen über die Notentwässerung. Während die Gullys der Hauptentwässerung die Regenspende über ein verrohrtes System in die Kanalisation einspeisen, entwässern die Notentwässerungsgullys frei auf das Grundstück.
Die normgerechte Ausführung wird durch das 600 Millimeter lange Ablaufrohr gewährleistet, das den in der Flachdachrichtlinie geforderten Abstand zur Attika, beziehungsweise aufgehenden Bauteilen, von > 300 Millimeter sicherstellt.
Flächenbündiger Einbau
Bei der Montage war es von Vorteil, dass der Gully in die Dachfläche und nicht in die Kehle der Attika eingebaut wird, was auch die sichere Abdichtung erleichterte. Zur Vorbereitung des Einbaus wurden im Tiefpunktbereich der Dächer die Durchdringungen in die Attika gefräst. Für den dampfdichten Anschluss im Attikabereich wurden die Durchdringungen mit Dampfsperrplatten versehen, die mit einer mehrlippigen Dichtmanschette die Durchführung der rechteckigen Abflussrohre sichern. Ganz im Sinne der Architekten wurde für die Attikagullys eine Negativform in der Wärmedämmung ausgeschnitten, die die Betondecke unberührt ließ. Sobald die Gullys flächenbündig eingebettet und fest mit dem Untergrund verschraubt waren, konnte die erste Dachabdichtungsbahn aufgebracht werden, die dann im Bereich der Gewindestifte und des Gullytopfes ausgeschnitten wurde.
Themenfeld Systeme und Details
Rainer Pieper